Formula Compression Tuning System – Fahrwerk-Voodoo leicht gemacht
Ein Fahrwerk, das genau zu deinem Fahrstil passt? Am besten noch anpassbar auf verschiedene Strecken und Bikes? Das ist in der Regel mit Bastelaufwand und Shim-Stack Know-how oder einem Tuning-Service verbunden. Etwas, was viele abschreckt oder eine finanzielle Hürde darstellt. Formula setzt genau hier an und macht Fahrwerk-Tuning für jeden zugänglich! Bereits seit 2017 gibt es das sogenannte Compression Tuning System (CTS).
Verschiedene Ventile mit komplett unterschiedlichen Kennlinien zum Wechseln von außen – ohne das Fahrwerk zerlegen zu müssen. Erhältlich für Federgabel und Dämpfer. Wie das genau funktioniert und für wen das System geeignet ist, erfahrt ihr hier im Artikel.
Eine Übersicht mit weiteren Tests findest du hier.
Formula im Schnelldurchlauf
1987, Prato, Toskana, Italien – die Gründung von Formula. Ihr Wissen aus dem Motocross- und Enduro-Sport wollten die Italiener auf eine neue, noch recht unbekannte Sportart übertragen: das Mountainbiken. 1993 designten sie die erste Scheibenbremse für das Mountainbike. Im selben Jahr stellten sie unter der Brand AIM ihren ersten Dämpfer für Motorräder her. Um etliche Motorsport-Erfahrungen reicher, starteten sie 2012 das Projekt „Mountainbike Federung“ – unter der Flagge von Formula. 2017 wurde für die Federgabelmodelle 33, 35 und Selva ein neues, modulares System zur Anpassung der Kennlinie vorgestellt: das Compression Tuning System. Kurz: CTS.
Wir beleuchten, was hinter Formulas Compression Tuning System steckt, was es euch auf dem Trail bringt und warum es so großartig ist. Taucht mit ein in den Tuning-Prozess, den ihr sonst nur von den Experten kennt, aber jetzt ganz einfach selbst machen könnt.
Compression Tuning System
Bis zum Jahr 2017 war die Kennlinienanpassung der Federelemente lediglich den Magiern des Fahrwerk-Voodoos vorbehalten. So auch bei Formula. Bisher konnte einzig die Druckstufeneinstellung über einen externen Compression-Knopf reguliert werden. Die grundlegende Kennlinie blieb hierbei jedoch fix – wie bei den anderen Herstellern auch. Das Compression Tuning System (CTS) machte diese Kennlinie dann modular.
Mit dem CTS bekommen Fahrer, denen die Magie vom Fahrwerk-Tunen fern ist, verschiedene Möglichkeiten, die Dämpfungscharakteristik ihres Fahrwerks selbst zu ändern. Das Beste daran: Man muss es hierfür weder zerlegen noch etwas von Shimtuning verstehen. In wenigen Minuten kann das Fahrwerk von sensibel und komfortabel auf straff und race-orientiert umgestellt werden. Linear, progressiv, degressiv? Alles geht!
Realisiert wird das über unterschiedliche CTS-Ventile, die mit einem einfachen (mitgelieferten) Spezialwerkzeug von außen an der Federgabel oder dem Dämpfer getauscht werden können. Ohne Suspension-Service. Ohne Tuning-Know-how. Für jeden machbar. Die Möglichkeiten, etwas über diese Anpassungen zu lernen, sind immens und sollten von jedem genutzt werden. Schön ist hierbei, dass im Lieferumfang der Federgabeln bereits ein zweites CTS, sowie jede Menge zusätzliches Material wie Werkzeug, Schmierstoffe und Fender beiliegen. Der Nebbia Luftdämpfer kommt gleich mit allen drei erhältlichen Ventilen. Es gibt also keinerlei Hürden, sich an die Thematik heranzuwagen.
Ein Lieferumfang, der sich sehen lassen kann. Viele andere Hersteller lassen sich den Fender und das Werkzeug extra zahlen.
Wie funktionieren die CTS-Ventile?
Die CTS-Ventile steuern den Ölfluss der Druckstufe in Formulas Dämpfungskartuschen und Federbeinen. Jedes Ventil besitzt ein eigenes Dämpfungskolbendesign mit unterschiedlichen Bohrungen und kleinen Shims. Die Kombination aus beidem beeinflusst, wie sich der Ölfluss bei unterschiedlichen Schaftgeschwindigkeiten verhält.
Basiswissen Schaftgeschwindigkeit
Eine Dämpfung reagiert unterschiedlich, je nachdem, wie schnell sich der Dämpferkolben bewegt und damit das Öl durch die Kanäle in der Kartusche fließt. In einer Dämpfungskartusche gibt es mehrere Ölwege mit unterschiedlich großen Öffnungen und Ventilen. Diese bestimmen, wie frei oder restriktiv das Öl fließen kann. Manche dieser Wege lassen sich von außen über Einstellknöpfe (Low-Speed- oder High-Speed-Dämpfung) beeinflussen, andere über sogenannte Shims – dünne Metallplättchen, die Bohrungen abdecken und sich bei steigendem Öldruck elastisch öffnen.
Je schneller eure Federgabel einfedert, desto höher ist die Schaftgeschwindigkeit und desto schneller muss das Öl bewegt werden. Dadurch steigt der Öldruck, was die Shims oder Ventile stärker belastet/verformt. Wird der Ölfluss stärker gebremst, steigt die Dämpfungskraft – das Einfedern verlangsamt sich und die kinetische Energie der Bewegung wird in Wärme umgewandelt.
Federt die Gabel oder der Dämpfer ein, wird das Öl in einer bestimmten Richtung durch das CTS gedrückt. Dabei muss es die Bohrungen und die Shims überwinden. Je nachdem, wie schnell (oder langsam) der Einfedervorgang ist, bewegt sich der Schaft. Gleichzeitig verdrängt der Schaft mit seinem Volumen auch Öl, welches dadurch noch zusätzlich in Bewegung gesetzt wird.
Hier an der Unterseite sieht man die Öffnung des Ventils, durch die das Öl in das Ventil gelangt. Darüber sitzen Shims und das Bauteil mit den unterschiedlichen Bohrungen.
Das gleiche Ventil von der anderen Seite. Hier sieht man die Bohrungen im eloxierten Bauteil. Was hier unten ist, ist im verbauten Zustand oben – dort wird der externe Compression-Einsteller verschraubt.
Je schneller die Geschwindigkeit des Schafts, desto höher wird der Öldruck und die auftretende Kraft auf die Bohrungen und Shims. Schaut man sich jetzt die unterschiedlichen CTS-Kennlinien (im nächsten Abschnitt zu sehen) an, kann man erahnen, wie sich die einzelnen CTS-Ventile bei welcher Schaftgeschwindigkeit verhalten. Die Bohrungen und Shims werden je nach auftretender Kraft schneller, langsamer oder auch gar nicht überwunden und bieten dadurch eben weniger oder mehr Dämpfung. Durch diese Anpassungen kann die Kennlinie individuell gewählt werden.
Statt das Fahrwerk zerlegen zu müssen, um die Dämpfungskennlinie über Shims oder Ölviskosität zu verändern, wird beim CTS einfach eine einzelne Baugruppe (CTS) komplett gewechselt.
Über den blauen Compression-Knopf kannst du die Dämpfungskennlinie zusätzlich beeinflussen. Mit diesem Einsteller steuert man eine Nadel, die den Ölfluss weiter hemmt, je mehr man den Knopf im Uhrzeigersinn dreht. Die Nadel verkleinert die Öffnung des Ventils, eine geringere Ölmenge kann passieren und du erhältst somit mehr Dämpfung.
Bei den Federgabeln gibt es zusätzlich die Möglichkeit, Volumenspacer einzubauen – an denen für den Nebbia Dämpfer arbeitet Formula aktuell noch. Mit ihren Spacern verfolgen sie einen anderen Ansatz als die Konkurrenz – aber dazu später mehr.
Welche CTS-Ventile gibt es?
Die CTS-Ventile sind für die meisten aktuellen Formula Federgabeln und für alle Dämpfer erhältlich. Ausnahme: Die Nero Downhillgabel verwendet das CTS-System nicht.
Unterscheiden lassen sich die einzelnen Ventile anhand der verschiedenen Eloxalfarben. Bei den Federgabel-CTS lässt sich erst im ausgebauten Zustand sagen, welches sich in der Gabel befindet. Die Farbe des Dämpfer-CTS lässt sich bereits im eingebauten Zustand erkennen.
Was bei beiden gleich ist: Man sieht die unterschiedlichen Bohrungen am unteren Ende des Ventils. Das lässt Nerds mutmaßen, welches CTS das Öl, das beim Einfedern bewegt wird, schneller und welches langsamer durchlässt. Weniger und kleinere Öffnungen deuten in der Regel auf mehr Gegenhalt hin und umgekehrt. Aufschluss darüber, welche Eigenheiten die jeweilige CTS-Einheit mit sich bringt, gibt die Grafik von Formula im nächsten Abschnitt.
7 von 8 CTS-Ventilen der Federgabel im Überblick. Die unterschiedlichen Bohrungen im eloxalfarbenen Bauteil sind gut zu erkennen. Das lässt schon einmal grob darauf schließen, welches Ventil mehr Gegenhalt bietet und welches weniger.
2 von 3 Dämpfer-CTS. Auch hier differenzieren sich die Menge an Bohrungen deutlich. Im Gegensatz zum CTS der Gabel ist der komplette obere Teil eloxiert und somit von außen am Dämpfer erkennbar.
Hier bekommt ihr einen Überblick, welche CTS es gibt und welche Eigenschaften sie haben:
Federgabeln
Selva V
Belva
Selva S
Selva R
Selva C
Für diese Federgabeln gibt es aktuell insgesamt acht CTS-Ventile. Standardmäßig, ab Werk, ist das Goldene verbaut. Bei unseren Selva und Belva Modellen war jeweils noch das blaue Ventil dabei. Wer darüber hinaus tiefer in die Materie einsteigen möchte, bekommt sechs weitere CTS einzeln oder in einem Komplettpaket – die Preise findest du unter dem nächsten Punkt „Kosten“.
Die insgesamt acht Ventile sind in zwei Kategorien unterteilt:
Es gibt die Support Series und die Traction Series. Eingeordnet in unterschiedliche Level. Was die einzelnen Charaktereigenschaften sind, erfährst du im nächsten Abschnitt:
Traction Series
Die Kennlinie beginnt hier weicher und nimmt im weiteren Verlauf zu. Sie sind für Fahrer gemacht, die ein sensibles Ansprechverhalten und viel Grip bevorzugen.
Bronze – Maximum Comfort: Sensibler Anfangsbereich, trotzdem Support bei High-Speed-Schlägen.
Blue – Comfort & Support: Komfortabel bei langsamen Schaftgeschwindigkeiten und zunehmende Progressivität bei High-Speed-Schlägen.
Red – High Speeds: Ein Race-Setting mit viel Gegenhalt bei schnellen Schaftgeschwindigkeiten und Komfort bei Low-Speed-Events.
Support Series
Wie der Name vermuten lässt, erhält man gleich zu Beginn mehr Gegenhalt und wird höher im Federweg stehen. Die Kennlinie bleibt über den gesamten Federweg eher konstanter. Diese CTS eignen sich gut für steile Trails oder Bikepark-Strecken, auf denen man eben mehr Support benötigt.
Purple – High Flow: Der höchste Ölfluss bei schnellen Kompressionen, ohne den generellen Support aufzugeben.
Gold – The Cornerstone: Das Standard-Ventil mit feinem Ansprechverhalten im Anfangsbereich und leichtem, gleichmäßigem Progressionsanstieg bei Mid- und High-Speeds.
Orange – More Progressivity: Sehr sensibel auf den ersten 2 cm, mit mehr Support bei langsamen und mittleren Schaftgeschwindigkeiten und steigender Progressivität zum Federwegende.
Green – Race with Support: Für Racer mit Sensibilität auf den ersten 2 cm und viel Support bei mittleren und schnellen Schlägen. Gut für Fahrer mit viel Druck auf der Front.
Titanium – E-Bike Racing Specific: Auf Basis des Green-Ventils, speziell angepasst für aggressive E-Biker und ein höheres Systemgewicht.
Zur Veranschaulichung: Die unterschiedlichen Kennlinien von den acht CTS-Ventilen der Federgabel.
Dämpfer
Nebbia
Mod DH
Mod
Für die Dämpfer gibt es drei Ventile, die im Lieferumfang inklusive sind:
Gold (light), Orange (medium), Green (firm)
Mit den Dämpfer-CTS ist es etwas komplizierter als mit den Federgabeln, da hier noch die Kinematik des Rahmens ins Spiel kommt. Was in Bike A gut funktioniert, muss/kann sich in Bike B nicht passend anfühlen.
Bei dem Dämpfer gibt es nur drei Ventile: light, medium, firm. Bei der Wahl des CTS spielt die Kinematik des Hinterbaus eine große Rolle.
In einem sehr progressiven Rad kann beispielsweise das grüne CTS zu viel des Guten sein, wenn sich viel Progression und hohe Dämpfung aufsummieren. Da der Dämpfer aber immer mit allen drei CTS kommt, lässt sich durch das Testen der Ventile das beste Setting für deinen Rahmen herausfinden. Zusätzlich kannst du hier auch wieder mit dem Compression-Knopf arbeiten. An den Neopos Volumenspacern für den Nebbia Luftdämpfer arbeitet Formula momentan noch – die wird es in Zukunft geben.
Wo man bei anderen Rahmen-Dämpfer-Kombinationen auf den richtigen Tune achten muss, kann man den Nebbia dank des Compression Tuning System mit ins nächste Bike nehmen, ohne ihn zum Tuner geben zu müssen – vorausgesetzt, das Einbaumaß passt. Auch hier ist Formula kundenfreundlich und legt drei Spacer zur Hubreduktion bei – 2,5 mm, 5 mm und 7,5 mm.
Kosten
| CTS | Euro | Dollar |
|---|---|---|
| GOLD | € 59,40 | $ 63,59 |
| ORANGE | € 59,40 | $ 63,59 |
| GREEN | € 59,40 | $ 63,59 |
| SILVER | € 59,40 | $ 63,59 |
| BLUE | € 59,40 | $ 63,59 |
| RED | € 59,40 | $ 63,59 |
| ELECTRIC BLUE | € 59,40 | $ 63,59 |
| VIOLET | € 59,40 | $ 63,59 |
| CTS Komplettpaket* | € 227,70 | $ 243,78 |
| CTS Tool | € 55,50 | $ 59,42 |
*Das CTS Komplettpaket enthält folgende CTS-Ventile: Bronze, Blue, Red, Purple, Orange, Green, Titanium
Das CTS-Komplettpaket kommt in einer praktischen Aufbewahrungsbox mit den restlichen sieben CTS-Ventilen und dem Montage-Tool.
Wie tausche ich ein CTS in meiner Formula Suspension?
Für den CTS-Wechsel benötigt man ein paar Tools und nur wenige Minuten. So kannst du in kurzer Zeit die unterschiedlichen Charakteristiken auf dem Trail oder im Bikepark gegeneinander testen und das beste Setting für dich finden. Natürlich solltest du darauf achten, dass du saubere Finger hast und du die Ventile nicht direkt auf den Waldboden oder in den Dreck legst.
Wenn du das CTS Komplettpaket hast, kannst du das ausgetauschte CTS wieder direkt in die Schachtel legen und hast alles an Ort und Stelle. Für den Dämpfer ist es ein bisschen aufwendiger, aber dennoch einfach umzusetzen.
Bei beiden Bauteilen kann immer etwas Öl austreten oder noch am CTS hängen. Ein Papiertuch hilft, zu vermeiden, dass dein Fahrwerk nach dem Umbau eingeölt ist. Es sollte immer etwas Öl in der CTS-Kammer sein. Prüfe das, bevor du das neue Ventil einbaust, und gebe gegebenenfalls etwas Formula Suspension Öl in die Kammer.
Auf der oberen rechten Gabelseite versteckt sich das CTS-Ventil unter dem Compression-Einsteller. Dieser lässt sich per Inbusschraube einfach entfernen und das CTS mit dem mitgelieferten Spezialwerkzeug entfernen.
Bei den Dämpfern sitzt das CTS ebenfalls unter dem Compression-Knopf. Diesen entfernt man mit einem T10 Torx. Für das Dämpfer-Ventil benötigt man kein Spezialwerkzeug, sondern eine 13er Nuss.
Federgabel
Diese Tools benötigst du für die Federgabel:
Formula CTS Tool
10 mm Schraubenschlüssel
1,5 mm Inbusschlüssel
Dämpferpumpe
Und so wechselst du das CTS-Ventil an der Gabel:
Federgabel-Einstellungen und Luftdruck notieren.
Luftkammer auf 100 psi aufpumpen. Dadurch steht die Gabel hoch im Federweg und es tritt kein Öl beim CTS-Wechsel aus. Bei einer 2Air-Luftkammer lässt du die komplette Luft aus der unteren Negativluftkammer ab.
Lock-Out-Hebel in die geschlossene Position.
Den Compression-Knopf mit dem 1,5 mm Inbusschlüssel über die seitliche Schraube lösen und abnehmen.
Den O-Ring herunternehmen.
CTS-Tool aufsetzen und mit dem 10 mm Schlüssel herausdrehen. Dann das CTS herausziehen. Dabei kann etwas Öl herauskommen – ein minimaler Ölverlust beeinflusst hier nicht das Dämpfungsverhalten.
Das neue CTS einsetzen und mit dem CTS-Tool hineinschrauben. Mit dem 10er Schlüssel und einem Drehmoment von ca. 3 Nm anziehen.
Den O-Ring und den Compression-Knopf wieder aufsetzen und die Schraube mit 0,9 Nm anziehen.
Lock-Out-Hebel in die offene Position.
Den vorherigen Luftdruck wiederherstellen.
Dämpfer
Diese Tools benötigst du für den Dämpfer:
T10 Torxschlüssel
13 mm Nuss + Ratsche
Dämpferpumpe
Spritze
Formula Dämpferöl (nicht im Lieferumfang enthalten)
Und so wechselst du das CTS-Ventil am Dämpfer:
Dämpfer-Einstellungen notieren.
Dämpfer ausbauen.
Lock-Out-Hebel in die geschlossene Position.
Compression-Knopf komplett gegen den Uhrzeigersinn drehen.
Luft aus dem Ausgleichsbehälter ablassen.
Dämpfer so positionieren, dass der Compression-Knopf nach oben zeigt.
Die Schraube des Compression-Knopfs mit dem T10 Torx herausschrauben und den Knopf entfernen.
Mit der 13 mm Nuss das CTS lösen und herausdrehen.
2 cc Formula Dämpferöl mit der Spritze in den Dämpfer geben.
Das neue CTS einsetzen und mit der 13er Nuss und einem Drehmoment von 7 Nm festziehen. Tipp: mit einem Papiertuch überschüssiges Öl abfangen.
Den Compression-Knopf wieder aufsetzen und festschrauben.
Den Knopf komplett gegen den Uhrzeigersinn in die offene Position drehen.
Lock-Out-Hebel in die offene Position.
Ausgleichbehälter mit Luft befüllen: Nebbia = 100 psi / MOD = 95 psi
Dämpfer reinigen und wieder einbauen.
In der Praxis
Mit dem im Auslieferungszustand verbauten Gold-Ventil bekommt man ein neutral abgestimmtes Fahrwerk, das zuverlässig funktioniert und sich absolut nicht verstecken braucht. Je nach Kinematik des Hinterbaus ist es am Dämpfer sehr empfehlenswert, die unterschiedlichen CTS auszuprobieren.
Doch erst einmal zu den Standardfunktionen der Federelemente. An jeder Federgabel und jedem Dämpfer hat man jeweils einen externen Versteller für Compression und Rebound. Bei den Enduro-Modellen gibt es zusätzlich noch einen Lock-Out-Hebel.
Compression-Knopf und Lock-Out-Hebel mit einstellbarem Treshold auf der Oberseite der Federgabel …
… und Rebound auf der Unterseite.
Rebound- und Compression-Einsteller auf der einen, Lock-Out-Hebel auf der anderen Seite.
Mit Volumenspacern kann man an der Federgabel darüber hinaus die Progression der Luftfeder auf seine Bedürfnisse optimieren. Doch das sind keine normalen Volumenspacer, wie man sie kennt. Bei den Formula Federelementen kommen die sogenannten Neopos zum Einsatz. Im Vergleich zu klassischen Volumenspacern setzt Neopos auf ein komprimierbares, schwammartiges Element – nicht auf starre Kunststoff-Spacer.
Dadurch wird die Progression der Luftfeder gleichmäßiger und weniger abrupt zum Ende des Federwegs. Der Neopos kann sich je nach Einfedergeschwindigkeit unterschiedlich schnell komprimieren und sich beim Ausfedern unabhängig von der Einfedergeschwindigkeit wieder ausdehnen.
Die Neopos sind momentan nur für die Gabel erhältlich – dort sind sie im Lieferumfang inklusive. Formulas Entwickler arbeiten an den Neopos für den Nebbia Luftdämpfer.
Die Neopos Volumenspacer für die Federgabel. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenzprodukten lassen sich diese komprimieren – daraus resultiert eine gleichmäßigere Progression der Luftfeder.
Die beim Nebbia mitgelieferten blauen Chips sind keine Volumenspacer – mit ihnen kannst du den Hub verändern und den Dämpfer so in verschiedenen Rahmen verbauen. Hier gibt es einen 2,5 mm, 5 mm und 7,5 mm Spacer. Coole Sache, die den Dämpfer noch universeller für verschiedene Rahmen macht.
Keine Volumenspacer, sondern Spacer zum Reduzieren des Dämpferhubs – dadurch kann der Dämpfer in verschiedenen Rahmen gefahren werden.
Wer hier jetzt noch tiefer in den Kaninchenbau möchte, kann mit den ab Werk beigelegten CTS starten. Bei den Federgabeln das blaue CTS. Bei den Dämpfern mit orangen und grünen Ventilen. Du hast Blut geleckt und willst das Maximum an Performance aus deiner Gabel holen? Mit den weiteren sieben CTS-Ventilen kannst du sie noch spezifischer für deinen Einsatzzweck oder je nach Strecke optimieren.
Grundsätzliches zum CTS Testen
Pro Federelement sollte man sich ein bis zwei Tage Zeit nehmen. Dafür war ich mit meinem Salsa Cassidy im Bikepark Lac Blanc und habe dafür fast jedes CTS-Ventil ausprobiert. Sucht euch eine Strecke heraus, die möglichst abwechslungsreich ist und die ihr immer wieder hintereinander fahrt. Tauscht ungefähr alle 1–2 Runs ein CTS aus – eben so, dass ihr einen bestmöglichen direkten Vergleich erhaltet.
Macht euch nach jedem Run Notizen, was besser oder schlechter war. Startet immer mit dem gleichen Luftdruck. Da werdet ihr schnell Unterschiede in der Dämpfungs-Charakteristik merken. Je nach Kennlinie des CTS könnt ihr dann mit dem Luftdruck und bei Bedarf mit den Neopos spielen. Sowohl Jens als auch ich arbeiteten lieber mit diesen beiden Parametern, als zusätzlich viel Compression hinzuzufügen – die Gabel fühlte sich dadurch harscher an und verlor etwas an Sensibilität.
Das Salsa Cassidy mit Belva Doppelbrücke und Nebbia Dämpfer. Ja, richtig: Ein Endurobike mit Doppelbrücke. Huck, yeah!
In der neuen Selva V bevorzugte ich ein anderes CTS als in der Belva.
Federgabel
Nochmal zur Erinnerung, welche Charakteristik das zusätzlich mitgelieferte blaue Ventil aufweist: „Komfortabel bei langsamen Schaftgeschwindigkeiten und zunehmende Progressivität bei High-Speed-Schlägen.“
Bei gleichem Luftdruck und bei langsamen Einfedergeschwindigkeiten ist das goldene CTS nicht so sensibel wie das blaue. Dafür bietet das Blaue mehr Gegenhalt bei High-Speed-Schlägen. Bei der Belva gefiel mir das sehr gut. Das kann man aber nicht auf jede Federgabel übertragen. Die neueste Selva V (Testbericht lesen) kommt mit einer überarbeiteten Luftkammer, die ein reibungsärmeres Design aufweist – hier fühlte sich das rote CTS mit ein bisschen mehr Support für uns besser an.
Bei unserem Test waren wir uns einig, dass man es getrost auch mal mit etwas niedrigerem Luftdruck als von Formula vorgegeben probieren kann. Sollte bei einem solchen Setup nicht ausreichend Progression zum Ende des Federwegs zur Verfügung stehen, verbaut man einen Neopos. Dadurch erhält man eine Gabel, die sensibel ist, aktiv den Federwegbereich nutzt und bei harten und schnellen Schlägen einen guten Gegenhalt bietet. Die dann einsetzende Dämpfung verhindert effektiv das Durchrauschen.
Ein CTS aus der Support Series empfiehlt sich für Fahrer, die mehr Wert auf Effizienz beim Pushen legen, steile Trails fahren, hart auf der Front hängen oder durch ein E-Bike bereits ein höheres Systemgewicht mitbringen. Dadurch erhält man mehr Gegenhalt und eine gleichmäßigere Kennlinie bei allen Geschwindigkeiten.
Natürlich kannst du je nach Strecke auch unterschiedliche CTS fahren.
Für Hometrails nimmst du eine weichere Abstimmung und im Bikepark die straffere Variante für mehr Gegenhalt bei hohen Geschwindigkeiten. Oder ein CTS mit mehr Support für Hometrails, um möglichst effizient voranzukommen und das sensible Setting für den Bikepark, dass dir bei den Bremswellen die Hände nicht abfallen. Mit dem Compression Tuning System stehen dir alle Türen offen.
Dämpfer
Bei dem Dämpfer kommt es, wie oben bereits beschrieben, zuerst einmal auf die Kinematik des Hinterbaus an. Ist dessen Kennlinie ohnehin schon progressiv, könnte das grüne Ventil zu extrem sein. Das würde sich für einen linearen Hinterbau besser eignen, wenn du mehr Gegenhalt und Durchschlagschutz benötigst.
Das Salsa Cassidy ist zum Beispiel nicht für Coil-Dämpfer freigegeben, weil es sich auf die Progressivität eines Luft-Dämpfers verlässt. Das goldene Ventil fühlte sich bei mittleren Geschwindigkeiten zu nachgiebig an, schob den Ring immer schnell bis ans Federwegende, während es bei langsamen Schaftgeschwindigkeiten etwas zu unsensibel war.
Hier konnte das grüne CTS in Kombination mit einem geringeren Luftdruck (10 psi) zum gewünschten Fahrgefühl verhelfen. Durch den geringeren Druck erreichte ich mehr Sensibilität bei Low-Speeds und eine Kennlinie, die bei mittleren und hohen Geschwindigkeiten noch weiter ansteigt. Bei gleicher Federwegsausnutzung wurde das Rad deutlich sensibler und ruhiger, während es bei schnellen Schlägen einen angenehmen Gegenhalt bereitstellte. Härtere Schläge und Landungen konnten so effektiv gedämpft werden, ohne Durchschläge zu produzieren.
Für wen ist das Compression Tuning System geeignet?
Experimentierfreudige Schrauber & Technikfans:
Du hast Spaß daran, dein Bike zu optimieren und zu verstehen, was im Inneren deines Fahrwerks passiert? Du findest es spannend, auf unterschiedlichen Strecken und Bedingungen zu testen, was sich für dich am besten eignet? Das CTS-System macht Fahrwerk-Tuning zugänglich und verständlich. Man sieht die Kennlinien auf dem Datenblatt und kann im 1:1-Vergleich spüren, wie sie sich auf dem Trail anfühlen. Natürlich ist es dann noch ein weiter Schritt, um eigenhändig die Federelemente per Shim-Stack zu tunen – aber man bekommt einen guten Einblick, was möglich ist.Ambitionierte Fahrer & Racer:
Du bist auf der Jagd nach den entscheidenden Sekunden? Wie bei den Profis kannst du mit den CTS-Ventilen dein Fahrwerk gezielt auf die (Renn-)Strecken oder Wetterbedingungen anpassen. Mehr Support oder mehr Sensibilität? Kein Problem mit diesem System. Und das alles kannst du noch kurz vor dem Start oder zwischen den Trainingsruns erledigen. Es braucht nur wenige Minuten – ohne das Federelement zerlegen und servicen zu müssen.Multi-Bike-Fahrer:
Du willst deine Gabel und/oder deinen Dämpfer sowohl im Bio- als auch im E-Bike nutzen? Dank der verschiedenen CTS kannst du die Federgabel auf das höhere Systemgewicht des E-Bikes anpassen. Bei dem Dämpfer bist du durch die drei unterschiedlichen CTS-Ventile nicht an eine spezielle Hinterbau-Kinematik gebunden. Mit den Dämpferhub-Spacern (2,5 mm, 5 mm und 7,5 mm) lässt sich der Dämpfer in einer Vielzahl von Rahmen verbauen.
Fazit
Formulas Compression Tuning System (CTS) ist mehr als nur eine nette Gimmick-Idee – es ist ein echtes Werkzeug für Fahrer, die einen einfachen und unkomplizierten Zugang zum Fahrwerk-Tuning haben möchten. Egal, ob Hobby-Pilot oder Vollblut-Racer – die komplette CTS-Bandbreite bietet eine passende Kennlinie für jeden.
Wer die Zeit investiert, sich mit diesem System auseinanderzusetzen und die verschiedenen CTS-Ventile gegeneinander zu testen, wird von einem speziell auf seine Vorlieben angepassten Fahrwerk profitieren. Linear, progressiv, degressiv? Komfortabel oder doch mehr Gegenhalt? Alles ist in wenigen Minuten möglich – und kann je nach Vorliebe, Strecke und Bike angepasst werden. Der Spaß und der Lerneffekt, den man dabei hat, sind auch nicht zu unterschätzen!
Durch die Anpassung der Dämpfer-Kennlinie und der Dämpferhub-Spacer des Nebbia, bekommt man bei Formula einen universellen Dämpfer, den man in vielen Rahmen verbauen kann.
Ihr wollt mehr Tests?
Autor – Yannick Noll
Größe: 178 cm
Gewicht: 75 kg
Fahrstil: Als ehemaliger Racer darf es gerne schnell und flüssig sein. Größere Sprünge und steile Rampen dürfen aber auch nicht fehlen. Das Bike ist etwas straffer und schneller abgestimmt, dass es entsprechend schnell auf Input vom Fahrer reagiert.
Motivation: Es soll Spaß machen. Ein Bike sollte nicht langweilig, alles platt bügeln. Der Charakter darf etwas lebendiger sein. Bei der Abstimmung, wie auch beim Fahrstil. Das Produkt sollte haltbar sein und auch auf längeren Biketrips sorgenfrei funktionieren.

