Test: Neue Formula Selva V Federgabel

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Lesezeit: 10 Minuten

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Mit der neuen Selva V bringt Formula eine Federgabel, die bewährte Performance mit gezielten Weiterentwicklungen kombiniert – ohne dabei aus Prinzip alles umzukrempeln. Kerntechnologien wie der Bladder-Dämpfer und die Internal Floating Technology bleiben erhalten, während in entscheidenden Bereichen wie der Verwindungssteifigkeit, der Reibungsreduzierung und der Geometrie spürbare Verbesserungen umgesetzt wurden. Die neue Formula Selva V soll den Spagat schaffen zwischen Sensibilität, Kontrolle und langfristiger Zuverlässigkeit. Was sich geändert hat, was geblieben ist – und wie sich das Ganze auf dem Trail anfühlt? Das alles kannst du hier nachlesen.

Die wichtigsten Fakten

Die Formula Selva V ist eine auf den Trail- und Enduro-Einsatz ausgelegte Federgabel.

  • 160 / 170 / 180 mm Federweg (getestet wurde die 170-mm-Version)

  • Neue Dual-Chamber-Luftfeder mit automatischem Druckausgleich über ein konzentrisches Ventilsystem

  • Neuer reibungsarmer Floating Piston

  • Ein einziges Ventil befüllt beide Luftkammern gleichzeitig

  • Axle-to-Crown: 583 mm (bei 170 mm Federweg)

  • Offset: 43 mm

  • Maximale Bremsscheibengröße: 220 mm

  • Gabelschaft: Tapered 1 1/8" – 1,5"

  • Farben (Casting): Matt Schwarz oder Matt Ultraviolet

  • Achse: 15 x 110 mm (Boost)

  • Standrohrdurchmesser: 35 mm

  • Rebound: 19 Klicks

  • Compression: 12 Klicks

  • Lockout: Vollständig blockierbar mit einstellbarer Schwelle

  • Neue Casting-Version speziell für 29"

  • Neuer Bremssockel: PM7

  • Integrierter Mudguard

  • Herstellerangabe: 2,03 kg (170 mm Version, ohne Achsen-Schnellspanner und Mudguard)

  • Eigenmessung: 2,07 kg (mit Achsen-Schnellspanner, ohne Mudguard)

  • UVP: ab 1.250 €

Neue V Luftfeder

geringere Reibung: Für mehr Konstanz und besseres Ansprechverhalten

Die neue Gabel setzt auf ein reibungsarmes Design, das sowohl die Performance als auch die Zuverlässigkeit verbessern soll. Im Zentrum steht ein Floating-Piston-System, das den Widerstand über den gesamten Federweg hinweg minimiert. Der Kolben ist nicht starr geführt, sondern elastisch gelagert – so kann er sich radial und axial bewegen und kleine Oberflächenunregelmäßigkeiten im Material ausgleichen. Das reduziert die Reibung an der Hauptdichtung und sorgt für ein gleichmäßigeres Ansprechverhalten während der Kompression.

Links: So kann sich die IFT bewegen, um Reibung bei Verwindung der Gabel zu vermeiden
Mitte: Strömungsverlauf im konzentrischen Ausgleichsventil
Rechts: Vergleich des alten und neuen CBV (Concentric Balance Valve)

Auch die Luftfeder hat ein Update erhalten: Ein zentrales Ventil befüllt jetzt gleichzeitig die positive und negative Luftkammer. Anstelle einer herkömmlichen Bypass-Nut – die langfristig die Dichtungen belasten kann und dadurch stärkere, reibungsintensivere Dichtungen erfordert – setzt die Selva V auf ein konzentrisches Bypass-Ventil. Diese Konstruktion macht die Nut überflüssig und reduziert die Reibung weiter. Gleichzeitig sorgt die automatische Druckangleichung dafür, dass die Axle-to-Crown-Länge unabhängig vom Luftdruck stets gleich bleibt.

Für manuelle Korrekturen befindet sich in der linken unteren Schraube des Castings ein Reset-Ventil – etwa bei plötzlichen Temperatur- oder Höhenänderungen oder wenn sich die Federwegslänge ungewöhnlich verändert. Mit einem 1,5-mm-Inbusschlüssel kann darüber bei Bedarf der Luftdruck beider Kammern an den Umgebungsdruck angepasst werden

Hier lässt sich der Druck manuell mit einem 1,5-mm-Inbusschlüssel ausgleichen – einfach reinstecken und der Ausgleich erfolgt automatisch.

Die Progression der Luftfeder lässt sich weiterhin über Volumenspacer – die sogenannten Neopos – anpassen, wie man es bereits von früheren Formula-Modellen kennt. Neu ist allerdings die Art der Befestigung: Statt sie wie bisher lose in die Luftkammer zu „werfen“, werden die Neopos jetzt an der Unterseite der Luftkappe verschraubt. Möchte man einen weiteren Spacer einsetzen, wird dieser mithilfe einer mitgelieferten Verlängerung an den bereits montierten Neopos angeschraubt. Diese neue Halterung wurde entwickelt, um Verschleiß und Reibung zu minimieren.

Die Neopos-Volumenspacer werden jetzt unter der Luftkappe eingeschraubt. Möchte man mehrere verwenden, dann verwendet man ein Verbindungsstück.

All diese Merkmale ergeben laut Hersteller die bislang sensibelste Federgabel im eigenen Portfolio – mit spürbar geringerem widerstand über den gesamten Federweg hinweg.

Neues unteres Casting

Überarbeitetes Chassis für mehr Fahrqualität und Kontrolle

Statt auf maximale Steifigkeit als alleiniges Ziel zu setzen, legt das Chassis der Selva V den Fokus auf Lenkpräzision und ein ausgewogenes Fahrgefühl. Eine überarbeitete Struktur der unteren Gabel sowie ein größerer Abstand der Buchsen sorgen im Vergleich zur Vorgängergeneration für eine verbesserte Verwindungssteifigkeit – und damit für mehr Kontrolle an der Front, ohne die Nachgiebigkeit negativ zu beeinflussen.

Geblieben sind die 35-mm-Standrohre, die einen guten Kompromiss aus Stabilität, Gewicht und Komfort bieten. Sie tragen zu einem ruhigeren Fahrverhalten bei, reduzieren die Ermüdung auf langen Abfahrten und halten das Gesamtpaket angenehm leicht und handlich.

Die Geometrie wurde mit einem um 8 mm längeren Axle-to-Crown-Maß auf insgesamt 583 mm (bei 170 mm Federweg) modernisiert und bringt die Selva V so auf das aktuelle Branchenniveau. Standardmäßig ist nun auch ein PM7-Bremssockel verbaut. Abgerundet wird das neue Chassis durch ein integriertes Schutzblech, das nicht nur optisch für eine aufgeräumte Optik sorgt, sondern auch den Fahrer vor Dreck schützt.

Neu ist auch der PM7-Bremssockel. Das Vorgängermodell war noch PM6.

Drei Schrauben halten den Mudguard dezent und elegant am Casting.

Dämpfung & CTS

Bewährte Dämpfung mit durchdachten Einstellmöglichkeiten

Die Selva V übernimmt die Dämpfungsarchitektur ihres Vorgängers – eine bewusste Entscheidung, um ein bereits für seine Sensibilität und Zuverlässigkeit bekanntes System beizubehalten. Das Bladder-Design bleibt unverändert und sorgt weiterhin für gleichbleibende Performance und ein effektives Ansprechverhalten bei kleinen Schlägen.

Ein zentrales Merkmal ist die weiterhin genutzte Internal Floating Technology (IFT), die seit über zehn Jahren eine Kerntechnologie der Marke darstellt. Da sowohl das Feder- als auch das Dämpfungssystem unabhängig voneinander im Fahrwerk arbeiten, reduziert IFT die Reibung – insbesondere bei komplett ausgefahrener Gabel – und verbessert die Schlagaufnahme, ohne auf größere Standrohre oder zusätzliches Gewicht zurückzugreifen.

12 Klicks Compression. Und ein stufenloser Lockout-Hebel, bei dem du die Schwelle über den schwarzen Knopf einstellen kannst.

19 Klicks Rebound-Dämpfung.

CTS

Auch das bewährte Compression Tuning System (CTS) ist wieder mit an Bord und bietet Fahrern die Möglichkeit, die Druckstufen-Charakteristik unkompliziert und werkzeugfrei über wechselbare Ventile anzupassen. Dieses modulare System erlaubt schnelle Setup-Änderungen für unterschiedliche Fahrstile oder Streckenbedingungen – ganz ohne professionelle Tuning-Dienste oder Shim-Anpassungen.

Ab Werk wird die Gabel mit zwei CTS-Ventilen ausgeliefert: dem serienmäßigen goldenen Ventil sowie der blauen Variante. Sechs weitere CTS sind optional erhältlich. Unsere Testgabel kam mit dem kompletten CTS-Kit – ein ausführlicher Bericht mit allen Varianten folgt in Kürze.

Die Löcher im farbigen Teil der CTS-Ventile geben Fahrwerks-Nerds einen kleinen Hinweis auf das jeweilige Dämpfungsverhalten. Dahinter versteckt sich noch zusätzlich ein Shimstack, welches über den externen Einsteller beeinflusst werden kann. Wirklich nachvollziehen lässt sich der Charakter aber erst mit einem Blick auf die Kennlinien und natürlich durch eigenes Fahren. Formula deckt mit dem CTS-System eine breite Palette ab, die nahezu jeden Fahrstil und jedes persönliche Setup-Bedürfnis abbilden sollte. Beim Kauf der Selva V sind insgesamt zwei CTS-Ventile enthalten: das Standard-Goldventil sowie ein blaues Ventil aus der sogenannten Traction Series.

Keine Angst! Der Wechsel ist ganz einfach. Wenn du eine Dämpferpumpe bedienen kannst, wird dieses System deine Fähigkeiten nicht überfordern.

Was macht Formula anders?

Mit der Selva V bleibt Formula seiner Linie treu: leistungsstarke Fahrwerkskomponenten mit echtem Langzeitnutzen und transparenter Preisgestaltung. Mit einem Einstiegspreis ab 1.250 € ist die Selva V zwar keine Low-Budget-Gabel, soll durch ihre technische Ausgereiftheit, Langlebigkeit und den umfangreichen Lieferumfang aber ein faires Gesamtpaket bieten.

Enthält alles was du brauchst

Wichtig dabei: Die Selva V wird mit allem geliefert, was für Setup und regelmäßige Wartung nötig ist – zusätzliche Tools oder Zubehör müssen nicht extra gekauft werden. Für die aufgerufenen 1.250 € bekommt man damit deutlich mehr als bei manch anderen Herstellern:

  • Dämpferpumpe

  • Mudguard

  • Werkzeug zum Entfernen der Luftkappe

  • Gabelöl

  • Zwei CTS-Ventile inkl. Wechselwerkzeug

  • Neopos-Volumenspacer

  • Sternmutter

MADE IN ITALY

Jede Selva V wird in Italien von Hand montiert – nicht an einer automatisierten Produktionsstraße, sondern von einzelnen Technikern, die jede Gabel vom ersten bis zum letzten Arbeitsschritt betreuen. Dieser Manufaktur-Ansatz in kleinen Chargen ermöglicht eine besonders strenge Qualitätskontrolle und hohe Flexibilität bei Sonderwünschen oder kleineren Anpassungen. Zwar ist die Fertigung in Europa teurer als die Massenproduktion in Fernost, doch für Formula ist dieser Ansatz entscheidend, um gleichbleibende Qualität und echte Handwerkskunst zu gewährleisten.

Rückwärts kompatibel

Die Selva V ist zudem rückwärtskompatibel mit bestimmten älteren Selva-Luftfedergabeln. Das ermöglicht bestehenden Nutzern ein einfaches Upgrade, ohne gleich die komplette Gabel austauschen zu müssen. Formula verfolgt damit eine Produktphilosophie, die weniger auf Wegwerfzyklen und mehr auf nachhaltige Performance und langfristige Nutzbarkeit setzt.

Eine Gabel fürs BikerJahrzehnt

Um den Fokus auf Langlebigkeit weiter zu unterstreichen, gibt Formula ein 10-Jahres-Support-Versprechen: Für mindestens ein Jahrzehnt sind Ersatzteile und technischer Support für die Selva V garantiert.

Dämpfungsanpassung per CTS

Die Dämpfungscharakteristik lässt sich klassisch über die Verstellrädchen für Rebound und Compression anpassen. Unter dem Compression-Regler sitzt zusätzlich das CTS-Ventil, das austauschbar ist und den Grundcharakter der Gabel beeinflusst. Mit diesem System bietet Formula eine effektive Möglichkeit, die Gabel wirklich auf die individuellen Anforderungen und den eigenen Fahrstil abzustimmen.

Setup der Formula Selva V

Ein spezielles Werkzeug zum Entfernen von Bauteilen? Volumenspacer aus Schaumstoff? Das Ganze kann auf den ersten Blick etwas überwältigend wirken – vor allem, wenn man sich nicht zumindest ein wenig für Fahrwerkstechnik interessiert. Aber: Die Art und Weise, wie Formula das Setup veränderbar macht, unterscheidet sich unterm Strich gar nicht so stark von dem, was andere Hersteller anbieten, wenn es um die Abstimmung des Fahrverhaltens geht. Knöpfe zum Drehen gibt’s schließlich immer noch – also los geht’s.

  1. Mit Luft befüllen: Wie bei den meisten Fahrwerksherstellern findet sich auf der Rückseite der Gabel ein Aufkleber mit einem empfohlenen Startdruck. Die Luftkappe wird abgeschraubt und mit der mitgelieferten Dämpferpumpe auf den gewünschten Druck aufgepumpt. Wichtig zu wissen: Diese Werte sind nur Ausgangspunkte! Je nach Fahrergewicht, Fahrstil oder Terrain kann es sinnvoll sein, mit höherem oder niedrigerem Druck zu experimentieren. Die Selva V bietet eine automatische Druckausgleichsfunktion – anders als bei vielen großen Herstellern muss der Druck beim Aufpumpen also nicht manuell zwischen den Kammern ausgeglichen werden.

  2. Rebound einstellen: Wie schnell die Gabel ausfedern soll, ist eine sehr persönliche Vorliebe. Wir empfehlen als Startpunkt, die Gabel mit dem Lenker und offenen Händen nach unten zu drücken und dann loszulassen. Das Vorderrad sollte dabei den Bodenkontakt nicht verlieren. Versuche, den Rebound so einzustellen, dass die Gabel gerade nicht so schnell ausfedert, dass das Rad abhebt, und dann drehe einen Klick zurück.

  3. „Parkplatz-Test“: Bevor es wirklich auf die Trails geht, kann man auf einem Parkplatz schon ein bisschen herumrollen und die Gabel mit dem Körpergewicht einfedern. Das Fahrgefühl sollte vorne und hinten ausgewogen sein. Danach bist du bereit für den Trail!

  4. Erste Abfahrt: Nach einer ersten Ausfahrt auf einem bekannten Trail bekommst du einen guten Eindruck und kannst die Federwegsausnutzung einschätzen. Sind Vorder- und Hinterrad ähnlich stark im Federweg unterwegs oder taucht die Front- oder das Heck stärker ein? Je nach Ergebnis kannst du den Luftdruck in der Gabel anpassen und so Fahrhöhe und Federweg an deinen Fahrstil anpassen.

  5. Neopos zur Anpassung von Progression und Fahrhöhe bei Schlägen: Wie im Technik-Teil beschrieben, verwendet Formula etwas andere Volumenspacer als andere Hersteller. Probiere sie auf jeden Fall aus – sie funktionieren sehr gut. Du schraubst sie einfach unter die Luftkappe.

  6. CTS: Das serienmäßige goldene CTS-Ventil ist ab Werk verbaut und eignet sich für ein breites Fahrerfeld. Für Fahrwerks-Enthusiasten empfehlen wir, auch das zweite blaue CTS-Ventil auszuprobieren. Nicht unbedingt, um die Performance zu verbessern – denn wie gesagt, die Gabel funktioniert im Standardsetting bereits sehr gut – sondern um besser zu verstehen, wie Federung und Dämpfung dein Fahrverhalten beeinflussen. Dazu gibt es bald einen ausführlichen Artikel von uns.

Für diejenigen, die neugierig sind, was die Testfahrer gefahren sind, hier sind die Einstellungen:

Fahrer Gewicht SAG CTS Neopos Rebound von geschlossen
Jens 95 kg 23 % Rot 1 7
Yannick 75 kg 20 % Gold 0 8

Beide Testfahrer nutzten am Ende einen niedrigeren Luftdruck als von Formula empfohlen. Ob das für jeden Fahrer gilt, lässt sich nicht pauschal sagen. Wir empfehlen jedoch dringend, nach dem Aufpumpen oder Druckwechsel den Sag zu messen.

Wie bei jedem Fahrwerksprodukt holt man das Maximum nur heraus, wenn man sich Zeit für die richtige Einstellung nimmt. Der einfachste Weg ist ein Tag im Bikepark: Du fährst denselben Trail mehrfach und veränderst dabei immer nur einen Parameter. So spürst du die Unterschiede wirklich und lernst deine Gabel kennen. Für den Renneinsatz kann es außerdem sinnvoll sein, eine Zeitmessung einzurichten oder eine Stoppuhr am Lenker zu befestigen, um herauszufinden, welche Einstellung dir wertvolle Sekunden bringt.

Fahreindruck

Ganz schön viel Technik, oder? Kommen wir nun zu unseren Erfahrungen mit der Performance der Formula Selva V auf dem Trail. Getestet wurde sie auf heimischen Strecken rund um Heidelberg sowie in den Bikeparks Lac Blanc und Burladingen.

Steifigkeit und Flex

Die Formula Selva V zeigt sich als eigenständiger Charakter. Während viele Hersteller auf größere Standrohrdurchmesser setzen, kommt die Selva V mit 35 mm aus. Ehrlich gesagt: Auf dem Trail vermisst man auch mit diesem Wert selten eine steifere Front. Selbst schwere Testfahrer, die mit Vollgas in Anlieger donnerten, konnten kein unkontrolliertes Nachgeben provozieren. Wir haben die Gabel sogar mit einer eher nachgiebigen e*thirteen Flux Vorderradfelge kombiniert – und das Ergebnis war durchweg stimmig. Gabeln mit 38 mm Standrohren oder die Double-Crown-Belva bieten zwar ein direkteres Fahrgefühl, das vor allem aggressiven Fahrern entgegenkommt, dennoch ließ uns die Selva V nicht nach mehr sehnen. Selbst in den härteren Bedingungen der Bikeparks war das Zusammenspiel aus Präzision, Nachgiebigkeit und Grip ausgewogen und komfortabel.

Selbst in steinigen und wurzeligen Bikeparkpassagen wünschten wir uns keine dickeren Standrohre.

Luftfeder

Wie im Setup-Abschnitt beschrieben, fuhren beide Testfahrer mit einem niedrigeren Luftdruck als empfohlen – selbst im Bikepark. Natürlich ist das eine Frage des persönlichen Geschmacks, aber wir empfehlen euch dringend, einen breiteren Druckbereich auszuprobieren. Die neue Luftfeder ist recht progressiv und bietet guten Support. Selbst schnelle Fahrer kommen gut ohne Neopos (Volumenspacer) zurecht und können auf etwas mehr Dämpfung setzen, ohne dass die Gabel sich gleich überdämpft anfühlt. Das Ausprobieren eines Neopos würden wir trotzdem jedem ans Herz legen: Die Gabel wirkt etwas ruhiger, behält aber ihren vollen Federweg, wenn er wirklich mal gebraucht wird. Einen Spacer einzuschrauben und den Luftdruck um etwa 5 PSI zu senken, kann einen überraschenden Unterschied in der Laufruhe des Bikes machen.

Wir empfehlen, die Neopos-Volumenspacer auszuprobieren.

Sensibilität

Wir haben die Formula Selva V einige Wochen lang getestet. Zwar ersetzt das nicht eine komplette Saison im staubtrockenen Whistler Bikepark, aber wir konnten keinerlei Mängel bei dem Ansprechverhalten auf kleine Unebenheiten feststellen. Entscheidend bleibt die richtige Einstellung. Für die beste Traktion und Bodenhaftung lohnt sich ein Blick auf die sogenannte Traction-CTS-Gruppe. Mit dem serienmäßig beiliegenden blauen CTS-Ventil erhält man bereits eine solide Grundlage. Unserer Meinung nach ist das der beste Weg, damit der Charakter der Gabel genau so zur Geltung kommt, wie man es persönlich am liebsten mag.

Wie sensibel soll es sein? Und wie viel Support brauchst du? Mit den CTS kannst du die Gabel genau so einstellen, wie du sie haben möchtest.

Dämpfung

Für die Dämpfung gilt Ähnliches wie für die Sensibilität: Wer sich die Zeit nimmt, die Formula Selva V durch eine sorgfältige Einstellung richtig kennenzulernen, findet dank des breiten CTS-Angebots seine persönliche Lieblingskonfiguration. Wir werden hierzu noch einen ausführlichen Artikel veröffentlichen. Wir haben alle acht verschiedene CTS-Versionen verglichen aber an dieser Stelle würde das den Rahmen sprengen. Für unseren finalen Test setzten wir auf das goldene (Yannick) und das rote (Jens) Ventil.

Es gibt Fahrer, die beim Fahrgefühl eher auf die Feder setzen und andere, die mehr Wert auf die Dämpfung legen. Gute Nachricht: Die Formula Selva V kann beides. Grundsätzlich bevorzugten beide Tester einen Luftdruck unterhalb der Herstellerempfehlung. Für Jens mit seinen 95 kg funktionierte die höhere Dämpfung bei hohen Schaftgeschwindigkeiten (Wurzeln und Steine verprügeln) am besten. In der Traction-CTS-Gruppe setzte er am Ende auf die rote Option.

Beim Rebound habt ihr die Möglichkeit, den Low-Speed-Rebound zu ändern. Ein spezieller Regler für den High-Speed-Rebound fehlt zwar, wurde von uns aber auch nicht vermisst.

Ob bei Sprüngen, in technischem Gelände oder in schnellen Kurven – der Low-Speed-Rebound-Knopf tut seinen Job – einen zweiten High-Speed-Einsteller vermissten wir nicht.

Yannick’s Bike mit komplettem Formula Fahrwerk.

Jens’ Banshee Testmaschine.

Was ist erwähnenswert? Dinge die man bedenken sollte.
  • Die Gabel lädt mit ihrer Performance zum Hacken ein
  • Gute Preis-Leistung, insb. wenn man das mitgelieferte Zubehör mitrechnet
  • Ausbalanciertes Chassis: nicht zu steif und nicht zu soft
  • Einmal eingestellt sehr unkompliziert
  • Abhängig von der Erfahrung des Fahrers kann der Setup etwas länger dauern

Fazit

Mit der Selva-Serie lieferte Formula bereits konsequent über die Jahre eine überzeugende Alternative zu den großen Playern der Branche. Die Gabeln sind nicht nur anders, sie können vor allem bei richtiger Abstimmung deutlich mehr bieten.

Die überarbeitete Luftfeder der Selva V erweitert nun den Einstellbereich und macht die Gabel für ein breiteres Spektrum an Fahrergewichten geeignet. Formulas CTS-System mag für weniger technikaffine Fahrer zunächst einschüchternd wirken, ist aber intuitiv bedienbar und erlaubt schnelle Änderungen der Dämpfungscharakteristik, die man direkt auf dem Trail spürt. Die Gabel überzeugt mit großer Einstellbarkeit und starker Performance.

Wer besondere Ansprüche an seine Gabel hat, sollte etwas mehr Zeit ins Testen und Feintuning investieren. Der Aufwand zahlt sich absolut aus: Ist die Selva perfekt ausbalanciert, eröffnet sie neue Geschwindigkeiten und Linienwahlen, die man sich zuvor vielleicht nie getraut hätte. Für Fahrer, die Wert auf Präzision und Performance legen, ist sie eine Gabel, die weit über die Erwartungen hinaus abliefert.

Wie geht es weiter?

Wie bereits im Artikel erwähnt, werden wir die Formula Selva V noch ausführlicher testen – mit allen 8 verschiedenen CTS-Ventilen sowie den Neopos-Volumenspacern. Freut euch auf einen ausführlichen Artikel zum Thema Abstimmung und Feintuning der Federgabel – ganz ohne das Wissen eines Shim-stapelnden Suspension-Gurus.

 

Autor – Jens Staudt

Größe: 191 cm

Gewicht: 87 kg

Fahrstil: Mit seinem Race-Hintergrund sind die Linien geplant, auch wenn es mal rumpelt. Wenn möglich, werden Passagen übersprungen. Die ganze Breite eines Trails sollte man nutzen. Andere würden sagen – kompromisslos.

Motivation: Ein Produkt sollte sorgenfrei und möglichst lange funktionieren. Wenn man weniger schrauben muss, kann man mehr fahren. Er bastelt gerne und schaut, wie das Bike noch optimiert werden kann.


Autor – Yannick Noll

Größe: 178 cm

Gewicht: 75 kg

Fahrstil: Als ehemaliger Racer darf es gerne schnell und flüssig sein. Größere Sprünge und steile Rampen dürfen aber auch nicht fehlen. Das Bike ist etwas straffer und schneller abgestimmt, dass es entsprechend schnell auf Input vom Fahrer reagiert. 

Motivation: Es soll Spaß machen. Ein Bike sollte nicht langweilig, alles platt bügeln. Der Charakter darf etwas lebendiger sein. Bei der Abstimmung, wie auch beim Fahrstil. Das Produkt sollte haltbar sein und auch auf längeren Biketrips sorgenfrei funktionieren.


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