e*thirteen Sidekick Nabe Langzeittest und CoPilot feedback
Lesezeit: 10 – 11 Minuten
Wir hatten es angekündigt und auf dem Bikefestival Freiburg gestartet: CoPilot. Wer aus der Bikegemeinde Lust hat, kann mit uns zusammen testen gehen. Testmaterial wird so einem breiteren Publikum zur Verfügung gestellt und wir erweitern den Testeindruck in Bezug auf Fahrstile, Fahrergewicht, Strecken und Bikes. Nun ist es an der Zeit, alle Eindrücke vom Langzeittest der e*thirteen Sidekick Nabe zusammenzufassen. Merkt jeder einen positiven Effekt in puncto Pedalkickback?
Wer hat was getestet und wie und wo?
Das Funktionsprinzip der Nabe haben wir in unserem ersten Test bereits ausführlich beschrieben. Die e*thirteen Sidekick Nabe wirkt dem sogenannten Pedalkickback oder Pedalrückschlag entgegen. In Summe durften wir mit zehn Testerinnen und Testern unterwegs sein. Die Tests fanden unter realen Bedingungen in verschiedenen Regionen statt. Unter anderem in Freiburg, Heidelberg, der Pfalz, Saalbach, im Odenwald und im Spessart. Beim Fahrergewicht deckten wir ein Spektrum von 55 bis 105 kg ab. Bikes gab es im Einsatzbereich von Trail über Enduro und Freeride bis full-on DJI powered E-MTB. Die Tests umfassten auch Blindtests.
Folgende Laufräder hatten wir im Einsatz:
Grappler Sidekick Flux Carbon – 157 mm Einbaubreite in 29″
Grappler Sidekick Flux Aluminium – 148 mm Einbaubreite in 29″
Grappler Sidekick Flux Aluminium – 148 mm Einbaubreite in 27,5″
Beim CoPilot-Testevent in Freiburg gaben die Trails alles, um uns ein möglichst breites Spektrum zu bieten. Von staubtrocken natürlichen Trails am ersten Tag zu rutschig und matschig am zweiten Tag, hin zu gebauten Schanzen gab es alles.
Einige Tester waren auf sehr rutschigen Strecken unterwegs …
… während andere im Trockenen die Nabe unter Schlagbeschuss nahmen.
90 % satter Eindruck und der Blindtest
Unsere Tester wussten teilweise nicht, was wir ihnen da für ein Laufrad ins Bike einbauten. Einer von zehn konnte im Vergleich zu seiner DT370 Nabe keinen wirklichen Unterschied feststellen. Die Restlichen neun bestätigten das ruhigere und sattere Fahrverhalten.
Besonders spannend wurde es bei den Blindtests. Bei gemeinsamen CoPiloten Ausfahrten, verstellten wir den Eingriffwinkel ohne zu sagen, ob wir den Leerweg größer oder kleiner gemacht haben. In diesen Szenarios konnten nicht alle Testfahrer immer klar benennen, was jetzt anders war. 3 von 10 waren sich unsicher und hätten raten müssen. Grundsätzlich berichteten aber auch die Unsicheren, dass sie – egal in welchem Setting – sich auf dem Trail sicherer fühlten gegenüber einer Standard-Nabe.
Auf dem Trail wurde umgestellt.
Es wurden Videoanalysen gemacht.
Und über das Fahrgefühl philosophiert.
Je länger ein Testzeitraum die jeweiligen Tester war und je mehr sie mit der Einstellung spielten, desto klarer konnten die jeweilige Gradeinstellung benannt werden.
Der größte Aha-Effekt trat beim Zurückwechseln auf ein Hinterrad ohne Sidekick-System ein. Die Fahrt wurde dann, bis auf eine Ausnahme beim Tester, welcher keinen Unterschied zum Sidekick bemerkte, als unruhiger wahrgenommen. 9 von 10 CoPiloten sehen ein System wie Sidekick als ein sinnvolles Feature an.
„Auf einem geraden Stück, mit vielen Schlägen nacheinander, rumpelt es (am Trailbike) nicht so, man bleibt auf seinen Pedalen und kann selbstbewusster draufhalten – dadurch wird man schneller und das Bike stabilisiert sich. In den Kurven gibt es mehr Sicherheit, da man sich durch das ruhigere Bike besser auf die Kurven konzentrieren kann.“ – Jessy
Wichtig ist der Punkt, dass sich nicht jedes Bike gleich anfühlt, wenn es um Pedalrückschlag geht. Es gibt Bikes an denen man den Sidekick-Effekt stärker spürt und welche wo es weniger ins Gewicht fällt. Besonders an Bikes mit Federweg von unter 150 mm war ein deutlicher Zugewinn bei der Laufruhe möglich. Wer sich unsicher ist, ob es sich für das eigene Bike lohnt sollte eine Testfahrt machen.
Testpilot 50/50 – CoPilot 100 %
In unserem ersten Test fiel den Testpiloten im direkten Vergleich mit der Industry Nine Hydra Nabe und ihrer sehr direkten Verzahnung der Leerweg spürbar auf. Yannick und Jens hatten hier unterschiedliche Meinungen. Während Jens von der i9 Hydra kommend eine längere Eingewöhnung brauchte, hatte Yannick nur eine kurze Umgewöhnungsphase.
Von den zehn CoPiloten war keiner im eigenen Bike auf einer sehr eng verzahnten Nabe unterwegs und nicht einer empfand den größeren Leerweg der Sidekick-Nabe als störend.
12, 15 oder 18 Grad? Der Leerweg ist anpassbar. Jeder Tester konnte sich daran gewöhnen. Das Gap wurde am Ende nie als störend empfunden.
Sidekick und E-Bike
Das CoPilot-Feedback zur Nabe, welche in einem Amflow mit DJI-Motor verbaut war, war begeistert:
„Fast wie chainless fahren. Den Leerweg habe ich kaum gemerkt. Das kann ich mir nur durch das Pre-Engagement der Software erklären. Das könnte halt echt eine Killer-Kombo sein.“ – Romero
Man sollte bedenken, dass vergleichbare Systeme am Kettenblatt bisher nicht alle verfügbar sind. Lediglich Ochain. Rimpact fragt aktuell auf deren Webseite den geneigten User, für welches Interface es gewünscht wird und würde dann entsprechend der Nachfrage produzieren.
e*thirteen ermöglicht das System jetzt schon zu nutzen und eben auch zwischen Bikes zu tauschen, bei voller Freigabe für alle E-Bike-Motoren.
Auch im Amflow lädt die Sidekick Nabe zum Ballern ein.
Schäden?
Wenn die Zeitspanne und die Dauerbelastung lange genug sind, gibt immer irgendwo etwas nach. Bei Testpilot möchten wir in voller Transparenz diese Dinge aufzeigen und Lösungswege benennen.
Von den drei Sidekick-Hinterrädern im Dauertest waren zwei komplett unauffällig. Eines lief zeitweise in einem Amflow E-Bike und später noch einmal in einem RAAW Madonna. Dieser Laufradsatz wurde entsprechend hart belastet. In einem Bikepark-Szenario mit Geschwindigkeiten über 50 km/h, knöcheltiefen Bremswellen und einer ungebremst fahrbaren Anliegerkurve konnte so viel Kraft und Verwindung aufgebracht werden, dass sich der Federring der Sperrklinken kurzzeitig verhakte. Dadurch verlor die Nabe den Eingriff und man konnte nicht mehr treten, nur noch rollen.
Nachdem man den Trail weiter fuhr, sprang die Feder von allein wieder zurück und die Nabe funktionierte wieder wie gewohnt. Auf Anfrage bei e*thirteen bekamen wir folgende Rückmeldung:
Nach eingehender Prüfung des betroffenen Laufrades in unserem Haus können wir, wie bereits von den Testpiloten vermutet, den Federring als Ursache für die kurzfristige Fehlfunktion festlegen.
Für die einwandfreie Funktion des Systems ist die richtige Positionierung des Federrings entscheidend. Hier hatte sich dieser kurzzeitig gelöst und beschriebene Auffälligkeiten verursacht.
Auch wenn dies zu keinem kapitalen Defekt der Nabe führt, wollen wir natürlich eine einwandfreie Funktion der Sidekick-Nabe unter jeglichen extremen Umständen gewährleisten. Wir prüfen aktuell eine Umgestaltung des Federrings und werden diese ausführlich testen. Entsprechende Evolutionen jeglicher Bauteile fließen selbstverständlich umgehend in die Produktion ein und werden Nutzern der Sidekick Nabe zugänglich gemacht. Betroffene Fahrer dürfen und sollen sich gerne direkt an uns wenden:
Telefon: +49 (0)861-21177145
– e*thirteen
Bedenkt man, dass auf allen Laufrädern lediglich Reifen mit Enduro-Casing montiert waren, so ist es beeindruckend, dass es keine Schäden oder Dellen an den Felgen zu beklagen gibt. Weder Alu noch Carbon haben hier, abgesehen von einigen Kratzern, Schwäche gezeigt. Absolut solide!
Am Carbon-29-Zoll-Hinterrad ließ die Speichenspannung nach 7 Monaten nach. Wir bemerkten beim Fahren einen erhöhten seitlichen Flex der Felge. Warum ist das wichtig für alle Carbonfelgen und warum sollte man das grundsätzlich erwähnen?
Eine Carbonfelge ist an sich deutlich steifer in der Konstruktion als ihr Konterpart aus Aluminium. Wo beim Alu schon der eine oder andere Seitenschlag sichtbar wird, ist Carbon hier unauffälliger. Bei einer Sichtkontrolle läuft das Laufrad also meist noch sehr gerade, obwohl die Speichenspannung zu niedrig ist. Hier gilt es, gelegentlich eine Kontrolle durchzuführen. Ein Drücken mit der Hand von zwei Speichen gegeneinander ersetzt selbstverständlich kein Speichentensiometer – es kann aber Indizien liefern und auch ein Laie kann komplett lockere Speichen aufspüren. Wer sich so um seine Laufräder kümmert, wird länger Freude daran haben und kann potenziellen Schäden vorbeugen. Nach der Erhöhung der Spannung lief das Sidekick-Flux-Hinterrad wieder einwandfrei und präzise in den Kurven wie am ersten Tag.
Auf den Punkt
Überzeugende Performance: 9 von 10 Testpersonen bestätigten ein ruhigeres und satteres Fahrgefühl und mehr Sicherheit auf groben Linien. Der Effekt zeigte sich beim Rückwechsel auf eine Standard-Nabe, die dann von fast allen als deutlich “unruhiger” empfunden wurde.
Breite Kompatibilität: Das System funktioniert einwandfrei an Trailbikes, Enduros und besonders überzeugend war die Kombination mit leistungsstarken E-Bikes, wo das Fahrgefühl als “fast wie ohne Kette” beschrieben wurde. e*thirteen gibt die Nabe auch explizit für E-Bikes frei.
Robuste Bauweise: Trotz extremer Belastungen gab es keine bleibenden Schäden an den Felgen (sowohl Alu als auch Carbon). Ein temporäres Problem mit dem Federring der Sperrklinken in einer Extrem-Situation konnte gelöst werden und die Nabe funktionierte danach wieder einwandfrei.
Service: Ein Punkt für die Carbon-Fans ist das Beobachten der Speichenspannung – grundsätzlich gilt das für alle Laufräder. Wir stellten nach 7 Monaten fest, dass die Speichen nachgezogen werden mussten. Das Laufrad lief danach einwandfrei weiter im Test.
e*thirteen Grappler Reifen: Im eigentlichen Test ging es primär um die Nabe, aber man sollte lobend die Grappler-Reifen erwähnen. Zwar kosten sie etwas mehr Körner beim Forstweg-Uphill – dafür belohnen sie mit gutem Grip bei der Abfahrt. Bei allen Testern gab es nicht einen einzigen Platten oder Durchstich zu beklagen. Vom Verschleiß her fuhren sie sich etwas schneller ab als ein Continental in der soften Mischung, aber auch hier lag alles noch in moderaten Rahmen.
Fazit: e*thirteen Sidekick Langzeittest
Das Funktionsprinzip der e*thirteen Sidekick konnte uns im Langzeittest und auch die CoPiloten überzeugen. Pedalrückschlag wird in Zukunft vermehrt ein Thema sein und Hersteller werden hierfür Lösungen anbieten müssen. Sidekick ist keine Spielerei, sondern ein sinnvolles Upgrade. Egal, ob Trailbike, Enduro oder sogar E-Bike, jede Kategorie profitiert und man ist sicherer auf dem Trail unterwegs. Wer den Aufpreis auf Flux-Carbonfelgen setzt, bekommt zusätzlich noch mehr Fahrqualität und Grip bei Querfahrten.
Ihr wollt mehr Tests?
Autor – Jens Staudt
Größe: 191 cm
Gewicht: 87 kg
Fahrstil: Mit seinem Race-Hintergrund sind die Linien geplant, auch wenn es mal rumpelt. Wenn möglich, werden Passagen übersprungen. Die ganze Breite eines Trails sollte man nutzen. Andere würden sagen – kompromisslos.
Motivation: Ein Produkt sollte sorgenfrei und möglichst lange funktionieren. Wenn man weniger schrauben muss, kann man mehr fahren. Er bastelt gerne und schaut, wie das Bike noch optimiert werden kann.
Autor – Yannick Noll
Größe: 178 cm
Gewicht: 75 kg
Fahrstil: Als ehemaliger Racer darf es gerne schnell und flüssig sein. Größere Sprünge und steile Rampen dürfen aber auch nicht fehlen. Das Bike ist etwas straffer und schneller abgestimmt, dass es entsprechend schnell auf Input vom Fahrer reagiert.
Motivation: Es soll Spaß machen. Ein Bike sollte nicht langweilig, alles platt bügeln. Der Charakter darf etwas lebendiger sein. Bei der Abstimmung, wie auch beim Fahrstil. Das Produkt sollte haltbar sein und auch auf längeren Biketrips sorgenfrei funktionieren.